Überwältigende Mehrheit

Boris Rhein ist OB-Kandidat in Frankfurt

 

Überwältigende Mehrheit der Frankfurter CDU nominiert Hessens Innenminister als OB-Kandidaten

Mit 96,4 Prozent der Stimmen ist Boris Rhein als Oberbürgermeisterkandidat der CDU im Bürgerhaus Bornheim nominiert worden. Oberbürgermeisterin Petra Roth hatte ihn als ihren Nachfolger vorgeschlagen.


Von Thomas Remlein


Es brummt, summt und grummelt im Saal. Denn vor der Veranstaltung haben sich die rund 300 Delegierten viel zu sagen. Die Frage ist: Kriegt Roths Vorschlag die 9 bei der Abstimmung? Also: Wird der CDU-Kreisvorsitzende und hessische Innenminister Boris Rhein mehr als 90 Prozent der Stimmen erhalten? Das wäre ein wichtiges Signal, ansonsten wäre der Spott des politischen Gegners gewiss.

 

Kein Trauerfall

 

Rhythmisches Klatschen setzt ein, als Roth das Podium betritt. Boris Rhein folgt ihr im dunklen Anzug. Die dunkelblaue Krawatte wirkt schwarz. Deshalb muss sich Rhein einige Male fragen lassen, ob er einen Trauerfall in der Familie habe ("nein").

Lang ist die Liste der Mandatsträger, die der Kreisvorsitzende Boris Rhein persönlich begrüßt. Ja, die Frankfurter CDU ist eine mächtige Organisation. Und ihr OB-Kandidat hat die besten Chancen, die Wahl am 11. März zu gewinnen.

In seiner 50-minütigen Bewerbungsrede verkündet Rhein einen Fünf-Punkte-Plan, um den Fluglärm wegen der neuen Landebahn einzudämmen. Das Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr müsse eingehalten werden, zwischen 22 und 23 Uhr sowie zwischen 5 und 6 Uhr dürfe es auf der neuen Bahn nur Landungen geben, wenn keine anderen Kapazitäten zur Verfügung stünden. Es dürften nur Flugzeuge unter einer Lärmuntergrenze verkehren, für Krachmacher müsse es ein teurer Flughafen werden. Der aktive Lärmschutz müsse weiter entwickelt werden und die Airlines müssten ihre Flotten modernisieren, fordert Rhein. Er betont, dass der Flughafen Grund für Reichtum und Wohlstand der Stadt sei, aber er entfalte exorbitante Belastungen. Deshalb sei die berechtige Frage der Bürger: "Was tut ihr für uns?"

 

Beckers Verzicht

 

Zuvor hat Rhein der OB für ihren Schritt gedankt und Uwe Becker, der durch seinen Verzicht dafür gesorgt habe, "dass wir geschlossen in den Wahlkampf ziehen".

Roth trägt eine altrosa Kostümjacke, einen schwarzen, kniefreien Rock und schwarze Pumps. Sie freut sich, "dass die nächste Generation zum Zug kommt". Ein Wechsel sei "so möglich, dass das neue Stadtoberhaupt wieder von der CDU ist". Der heutige Tag zeige, "dass wir eine Familien sind, die die Werte der Freundschaft kennt", betont die OB. Roth hatte Anfang November verkündet, ein Jahr früher aus dem Amt zu scheiden, um den Weg für Boris Rhein als Nachfolger frei zu machen.

Für Rheins Rivalen, den Kämmerer Uwe Becker, bleibt der Parteivorsitz. Roth wertet das Ergebnis so: "Die CDU steht für ein belastbares Team, die Stadt habe Vertrauen in die Politik der CDU. Als Vorzüge des Kandidaten stellt sie heraus: "Boris Rhein kann es. Er hat die Wurzeln in der CDU – von der Schülerunion bis zum Kreisvorsitzenden. Er ist mit der Tradition der CDU groß geworden." Roth verweist auf seine Ämter: Rhein ist Vorsitzender der Innenministerkonferenz. Dort zeige er Nachhaltigkeit, Sensibilität, Verantwortung und Führungsstärke. Der Frankfurter Bub sei eine gestandene Persönlichkeit. Andächtig lauscht der so Gelobte.

Roth und Rhein loben Kämmerer Becker für dessen Verzicht. Mit der Entscheidung für den Parteivorsitz und dem Verzicht auf die OB-Kandidatur habe Becker die eigenen Wünsche in den Hintergrund gestellt, sagt die OB. Und Rhein bestätigt: "Uwe Becker hätte es genauso gut gekonnt". Beim emotionalen Dank an Becker leuchtet dessen Kopf mit seiner roten Krawatte um die Wette.

Roth erklärt, dass ihr Nachfolger ein bestelltes Feld übernimmt: Er übernehme einen funktionierenden Magistrat und eine funktionierende Koalition. "Ich warne, davor, diese Koalition zu gefährden", sagt Roth in ihrer halbstündigen Rede.