Frauenpower im Schopenhauer

 

Bettina M. Wiesmann: Frauen brauchen Voraussetzungen, um ihre Talente und Qualifikationen für berufliche und Familienaufgaben gleichermaßen einsetzen zu können

 

Eine bedarfsgerechte Betreuungsinfrastruktur gehört ebenso dazu wie flexible Arbeitsbedingungen und ein innovatives Lebensarbeitszeitmodell, in dem Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Ehrenamt phasenweise einander abwechseln und sich ergänzen


Ina Steidl, Dr. Bernadette Weyland und Bettina M. Wiesmann MdLIna Steidl, Dr. Bernadette Weyland und Bettina M. Wiesmann MdL
 

Wiesbaden/Frankfurt am Main, 21. Juni 2013 - „Frauen haben viel erreicht –; vorbei die Zeiten, in denen Frauen nicht wählen durften, keinen freien Zugang zu Bildung, Ausbildung und Beruf hatten, und nur mit Zustimmung ihres Ehemannes erwerbstätig sein durften: Ein Glück!“, so begrüßte die Landtagsabgeordnete, die als einzige direkt gewählte weibliche Abgeordnete Frankfurt in Wiesbaden vertritt, die zahlreichen Gäste, die zur Veranstaltungsreihe Schopenhauer-Lounge am Mittwochabend ins Frankfurter Nordend kamen. In dieser ungezwungenen Diskussionsreihe diskutiert Bettina M. Wiesmann regelmäßig über kontroverse Themen, diesmal über: „Karriere, Kinder, Quote – Frauen in der Leistungsfalle?“. Als Gäste waren Ina Steidl, Vorsitzende der Working Moms e.V. Frankfurt, und Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Bernadette Weyland erschienen. Der Verein Working Moms bringt erwerbstätige, karriereorientierte Mütter zusammen, Frau Dr. Weyland ist die erste Bürgerin unserer Stadt und Vorsitzende der 93 Stadtverordneten im Römer. Beide Diskutantinnen kennen sich also mit den Herausforderungen von Frauen im 21. Jahrhundert aus.

 

Die Stadtverordnetenvorsteherin und langjährige frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Römer setzte den Schwerpunkt auf eine flexible und möglichst hochwertige Kinderbetreuung, welche durch die Stadt mit Unterstützung von Land und Bund erreicht werden müsse. „Es ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, Frauen wie auch Männern die Möglichkeit zu geben, Familienarbeit und berufliche Tätigkeit und Fortentwicklung miteinander zu vereinbaren. Besonders schwer haben es Alleinerziehende. Hier müssen wir als Gemeinschaft einspringen und die nötigen Voraussetzungen schaffen“, betonte Weyland. Ina Steidl indes hob hervor, dass es ohne eine gesetzlich verankerte feste Frauenquote nicht zu einer Verbesserung der Situation von Frauen im Hinblick auf  Führungspositionen kommen werde. „Wir brauchen eine gesetzliche Quote, da Frauen sonst immer weiter an die „gläserne Decke“ stoßen. Schon das Bewerbungsverhalten von Frauen ist überwiegend defensiv, während Männer sich selbst bei dünnen Qualifikationen alles zutrauen“, so die erfolgreiche Personalberaterin. Aus dem Publikum kamen zahlreiche Statements für und gegen die feste Quote. Einigkeit konnte von den rd. 40 Frauen und einigen Männern hinsichtlich des Ausbaus der Kinderbetreuung erzielt werden, der möglichst noch beschleunigt werden und auf eine dem Bedarf entsprechende Hortbetreuung für Grundschulkinder ausgedehnt werden möge.

 

Bettina M. Wiesmann gab zu bedenken, ob es nicht generell um mehr Zeit für Familie und echtes Familienleben gehe. „Nur ein kleiner Teil der Eltern will die doppelte Vollerwerbstätigkeit. Die große Mehrheit wünscht sich zu zweit 150% Beruf, weil dies erlaubt, sich so um die Kinder zu kümmern, dass Betreuungsangebote  familienergänzend, nicht sie ersetzend in Anspruch genommen werden. Auch Kinder und Jugendliche wünschen sich mehrheitlich mehr, nicht weniger Zeit für, mit und in ihren Familien. Über eine bedarfsgerechte Betreuungsinfrastruktur hinaus brauchen wir deshalb innovative Ideen, wie dies ermöglicht werden kann, z.B. durch ein Lebensarbeitszeitmodell, in dem Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Ehrenamt phasenweise einander abwechseln und das einen Beitrag dazu leistet, dass wir eine menschliche, sich um das Schicksal unserer Nächsten sorgende Gesellschaft bleiben“, unterstrich die Abgeordnete, selbst Mutter von vier Kindern. „Aber auch die Wirtschaft ist gefragt, mit flexiblen Arbeitszeiten und einer Abkehr von der Präsenzkultur auf die Bedürfnisse von Eltern zu reagieren. Dies betrifft übrigens Väter wie Mütter“, unterstrich die Abgeordnete, die in der CDU-Landtagsfraktion für Familienpolitik verantwortlich zeichnet. Abschließend bedankte sich Bettina M. Wiesmann für die rege Teilnahme an dieser Diskussion. Um ihre vier Töchter macht sich die CDU-Politikerin laut eigener Aussage übrigens keine Sorgen: Auf Grund des demografischen Wandels, so die Politikerin, werde jeder Mensch, der etwas könne oder gelernt habe, gebraucht – egal ob Mann oder Frau.

 

Die nächste Schopenhauer-Lounge findet am Mittwoch, dem 18. September 2013, statt. Das Thema wird noch bekanntgegeben.

 

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